„Da fällt die Antwort noch langatmiger aus und das Mädchen wendet sich zur Tür – einer Schiebetür natürlich. Sie kniet nieder, schließt auf, kniet auf, läßt mich aus dem Zimmer gehen, dann geht sie auf die andere Seite der Tür, kniet nieder und schiebt sie zu. Dann macht sie eine Handbewegung so wie unsere „westlichen“ Bettler wenn sie Geld wollen und sagt „Dozo“. Das heißt „bitte“. Ich aber deute mit der gleichen Handbewegung nach dem Mädchen und sag auch „Dozo“ – „Nach Ihnen Fräulein!“. Doch sie lächelt und hält dabei die Hand über Nase und Mund wie wir Westländer beim Niesen und sagt noch einmal „Dozo“ darauf ich wieder „Dozo“ bis sie endlich mit zierlichem Geschlurfe vor mir hergeht und sich vor lauter Höflichkeit dreht und wendet, wie… denn in Japan geht eine Frau niemals vor – sondern immer hinter dem Mann.“
In seinen Aufzeichnungen, aber auch und vor allem in seinen Skizzen, fängt Lenhart kleine und große kulturelle Unterschiede ein, Eigenheiten und schwer ergründbare Rituale genauso wie ausgesprochen menschliche Züge der Japaner, die sie dem westlichen Betrachter doch wieder näher bringen: das spontane Lächeln, den Fleiß bei der Arbeit, die zärtliche Geste der Mutter, die aufgeräumte Art des alten Mannes, den stolzen Blick.